Geschichte der Jungenlager

Rückblick von Hans Götschel, einem der “Gründerväter” der Zeltlager

Angefangen hat es 1968 in St. Moritz auf der Bläser-Familienfreizeit mit der Aufforderung durch Hans Loos, nach Speichersdorf zu kommen. Die Wegbereiter waren damals Pfarrer Grieninger in Speichersdorf und der CVJM Sulzbach-Rosen­berg mit Georg Fenzl (Schorsch), Hermann Kölbl (Schlacko), Wolfgang Turner (Basi) und vielen anderen.

Bereits 1969 besuchten wir das Zeltlager am Silbersee und 1970 wurde am Waginger See mit­gearbeitet. Ab 1972 haben unsere Kinder an den Zeltlagern am Rothenbürger Weiher und am Silbersee teilgenommen. Auf den Lagern in den Jahren 1973 und 1974 hatte unsere Küche ihre ersten Einsätze.

Die ersten eigenen Zeltlager der CVJM Arbeitsge­meinschaft Bayreuth waren dann 1975 in Kappel (mit festem Haus und Minigolfplatz) und 1976 im Aufseßtal. Der Motor dazu war nicht unwesentlich unser lieber Fritz Schwankl. Beim Ritterlager 1976 im Aufseßtal mit der Lagerlosung „Gott ist allen ein Schild, die auf ihn trauen” (Psalm 18, 31) wurde in den täglichen Bibelarbeiten von der Treue Gottes an uns Menschen und unserer Treue zu Gott gesprochen. Damals waren im Zeltlager 38 Teilnehmer und mit Küche 12 Mitarbeiter im Einsatz.

Beim nächsten Zeltlager 1977 am Rothenbürger Weiher waren es schon 84 Jungen und 22 Mitarbeiter. Hier handelte es sich um das Robinsonlager mit der Lagerlosung: „Der Herr ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren ist” (Lukas 19, 10). Dazu ein Vers, der dies unterstreicht und im Lager die Runde gemacht hat: Wir sollen nicht verloren werden. Gott will, uns soll geholfen sein. Deswegen kam der Sohn auf Erden und nahm hernach den Himmel ein. Daher klopft er für und für so stark an unsere Herzenstür. An diesem Lager hat das erste Mal auch der CVJM Pegnitz mit seinen Leitern Manfred Roß, Horst Hartung u.a. teilgenommen.

Ein Höhepunkt in jeder Hinsicht war das Zeltlager 1979 am Liebensteiner Speicher unter dem Motto „Olympiade im Akropolislager” mit der Lagerlosung: „Laßt uns aufsehen auf Jesus” bzw.
„Auf den Spuren Gottes”.
Im Zeltplatztausch mit dem CVJM Sulzbach-Rosenberg hatte uns Gottfried Geih von dort eini­ge wichtige Informationen vom Liebensteiner Speicher und Umgebung zukommen lassen. Damals waren es bereits 90 Teilnehmer und 20 Mitarbeiter. Es haben sich aus den Teil­nehmern 12 Jungscharler bereit erklärt, als Jung­scharhelfer mitzuarbeiten.

Zu den Höhepunkten gehörte die Lagerolympiade mit von Max Münch gefertigten Gold-, Silber- und Bronzemedaillen und eine improvisierte Fernseh­show mit dem Moderatorenteam Gebrüder Stiller und dem Showmaster Ingo Schwankl. In Erinnerung geblieben sind uns auch die beiden Mitarbeiter aus Bronn: Robert Bachmann und Wolfgang Büttner.

Auch dabei waren die Kritzenthalers und der spä­ter am Mühlnickelweiher etablierte „Tümpelteichwächter” Rudolf Neumann aus Speichersdorf. Nicht zu vergessen unsere Helmuts (Wenzel und Gillich) und auch ein Manfred Weiß war als Mitarbeiter dabei. Vor allem aber Anneliese Ströhlein, die bei ihrem morgendli­chen Lauf um den See einen „tiefen Eindruck” hinterlassen hat.

1980 begann dann die Ära „Mühlnickelweiher”, weil die anderen Plätze unter Naturschutz gestellt wurden und auch aus anderen Gründen nicht mehr zur Verfügung standen.

Die Lagerleitungen haben sich nach wie vor immer wieder abgewechselt und jüngere Lager­bosse sind nachgewachsen. Gottes Treue ist geblieben und viele junge Teilnehmer sind zum Glauben gekommen. Dies war dann vor allem in den Gebetsgemeinschaften zu spüren. Diese waren bei den Sulzbach-Rosen­bergern mit der „Danielschen Stille” und dann mit der „Lordstime” ein wichtiger Bestandteil des Tagesablaufs. Auch sonst waren persönliche Gespräche mit der Entscheidung für Jesus ver­bunden.

Zur Tradition ist die Mitarbeiterandacht am frühen Morgen geworden und damit auch das Gebet, den Tag in Gottes Hände zu legen und diesen am Abend mit dem Segen und einem Abendlied in der Lagerfeuerrunde zurückzugeben:

„Diesen Tag Herr,
leg ich zurück in deine Hände,
denn du gabst ihn mir …”

Rückblick auf die ersten Jahre von Adolf Münch

Es begann 1975 in Kappel, einem kleinen Ort bei Hiltpoltstein, den die meisten sicher nicht kennen. Doch eigentlich begann es schon 1969 mit den Jungschar-Zeltlagern der Sulzbach-Rosenberger, zu denen Hans Götschel über Speichersdorf einen guten Draht hatte. Dort gingen Hans Götschel und Adolf Münch für die Lagerleitung und Helga Götschel und Linda Münch für die Zeltlagerküche in die Lehre. Wir nahmen unsere Jungscharler mit, bis die Teilnehmerzahl so groß wurde, dass wir eine eigene Freizeit unter der Fahne des CVJM Bayreuth planen mußten.
Aber Wo, Wie und Wer?
Das Wo war immer ein Suchen und Beten, und wir waren erstaunt, wie wir geführt wurden.

Das Wie hatten wir inzwischen gelernt, und die ,,Alten“ aus Bayreuth halfen mit guten Ideen.

Beim Wer halfen uns die guten Verbindungen zur CVJM-AG.

Philipp Hauenstein und Walter Maisel waren gleich mit dabei, außerdem Helmut Gillich und Wolfgang Krodel als Jungmitarbeiter und Max Münch als Erfahrener in Sachen Zeltlager. Beinahe hätte meine Frau Linda den Kochlöffel alleine schwingen müssen, aber dann konnten doch noch Gerdi Münch und eine weitere Küchenhilfe gewonnen werden. Schließlich war noch Fritz Schwankl als geistlicher Leiter und Seelsorger mit dabei. Ihn werden nur die wenigsten noch kennen, obwohl er für die CVJM-Arbeit in Bayreuth von ganz besonderer Bedeutung war. Zu unserer großen Freude sind dann 40 Teilnehmer mitgefahren, und alles ist so gut gelaufen, dass wir weitermachten. Es folgte 1976 das Ritterlager im Aufseßtal, das von Hans Götschel und Adolf Münch geleitet wurde. Danach mußte wieder ein neuer Zeltplatz gesucht werden. Wir konnten die Zeltplätze übernehmen, die die Sulzbach-Rosenberger im Jahr zuvor belegt hatten, wobei es am Rothenbürger Weiher unbestritten am schönsten war.

Die Ausweisung zum Naturschutzgebiet verwehrte uns für die Zukunft den Platz am Rothenbürger
Weiher. So wichen wir zum Liebensteiner Speicher aus. Doch zu unserem Schreck wurde uns der Zeltplatz nur einmal überlassen, und wir mussten uns kurzfristig etwas Neues suchen. Alle Zeltlager waren nur möglich, weil es immer wieder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Helfer im Hintergrund gab, die sich engagierten, so dass immer Material, Fahrzeuge, Küche, Zelte in ausreichendem Maße vorhanden waren. Das ist nicht selbstverständlich, denn das bedeutete ja
viel Vorbereitungszeit, Knochenarbeit beim Auf- und Abbau, manche kurze und schlaflose Nacht,
Nachtwachen und unliebsame Besucher. Manches Verbockte musste bei Nachbarn wieder
ausgebügelt werden, kleinere Unfälle waren oft an der Tagesordnung. Bei Krankheiten oder größeren Unfällen musste die richtige Entscheidung getroffen werden. Die Küchenfrauen waren immer besorgt, dass das Essen auch hygienisch zubereitet werden konnte.

1980 wurde es notwendig, die Oberpfalz nach einem Zeltplatz abzuklappern. Über die Suche
allein könnte man eine Story schreiben. Viel wichtiger ist aber, dass wir dank einer tollen Führung
Gottes vom Busl-Bauern einen Zeltplatz mieten konnten. Seitdem ist der MühInickelweiher unser
Stammplatz. Im ersten Jahr, es war ein Indianerlager, war unser Zeltplatz aber auch der Stammplatz von Schnaken, Mücken und Bremsen. Sie fielen in Scharen über uns her, so dass es oft unmöglich war, am Lagerfeuer ein Lied oder eine Geschichte zu Ende zu bringen. Dass es inzwischen nicht mehr halb so viele gibt, muss am Segen Gottes liegen.

1987 gab es ein Novum, ein Mädchen-Zeltlager, unter der Leitung von Ingrid Bouillon. Zuvor gab es starke Geburtswehen in Form von nicht nur kritischen Blicken seitens der Männerwelt, doch die Mädchen ließen sich nicht beeindrucken. Sie haben bis heute viele schöne Zeltlager erlebt. Dann klopfte die Kulmbacher AG bei uns an und brachte mit Andreas Güntzel und vielen Mitarbeitern neues (geistliches) Blut mit. Im Lauf der Jahre zeigte die Arbeit Früchte, aus unserem Nachwuchs wurden Mitarbeiter und Lagerleiter. Roland Herath, Helmut Gillich, Andreas und Uwe Götschel brachten ebenfalls neue Ideen und Schwung mit.

Warum machen wir das alles?
Um Kindern schöne Ferien zu ermöglichen? Ja, das steckt auch mit dahinter. Den Jungscharlern
eine schöne, erlebnisreiche Zeit zu gestalten, dass etwas in der Erinnerung bleibt? Sicher auch, denn was gibt es Schöneres für einen Leiter, als wenn noch lange von einem gelungenen Zeltlager
erzählt wird. Doch es gibt noch etwas Wichtigeres, nämlich wenn Mitarbeiter erleben dürfen, dass junge Menschen den Weg zu Jesus Christus finden und bei Ihm bleiben. Das war auch von Anfang an unser Anliegen, die Botschaft Gottes so rüberzubringen, dass sie in die Herzen dieser
Jungen eingepflanzt wird. Und wenn ich heute einen jener mittlerweile erwachsenen Jungscharler
treffe, ist mir die (manchmal unausgesprochene) Frage auf den Lippen: Ist von damals etwas
geblieben? Hast du die Botschaft verstanden? Wie hast du dich entschieden?

Zum Schluss noch eine kleine Auswahl unvergesslicher Erlebnisse:

Der Tiefpunkt war der Tod eines Jungscharlers auf einem unserer Zeltlager. Rettungsversuche waren vergeblich, viele Gebete wurden nicht erhört. Man meint, eine Welt bricht zusammen. Der Staatsanwalt musste sich kurzzeitig mit uns beschäftigen. Ein anderes Mal verbrühte sich eine Küchenmitarbeiterin mit kochend heißem Wasser. Ein Hubschrauber musste im Lager landen. Bei einem Zeltlager ging die Autorität total in die Hosen. Ich wollte keine Lagerleitung mehr übernehmen.
Es gab auch viel Positives und Schönes: In Kappel fielen bereits die ersten bleibenden
Entscheidungen für Jesus. Beim Lagerfeuer im Aufseßtal gab es plötzlich einen Knall, und wir hatten ein Loch in unserer Fahne. Drei Hobby-Trapper standen mit geladenem Vorderlader in unserem Kreis und suchten sich für ihre Schießübungen ausgerechnet die CVJM-Fahne aus. Die verletzte Küchenmitarbeiterin erlebte eine so gute Heilung, dass keine Narben zurückblieben. Die Eltern von unserem verunglückten Jungscharler machten uns keine Vorwürfe. Wir konnten weiter in Frieden miteinander leben.

Im Rückblick wird für uns immer mehr sichtbar, wie unser Herr Jesus Christus gewirkt hat.

Wir dürfen dankbar sein und Ihn loben.